SLOW TRAVEL - Zurück zum Ursprung des Reisens

Oftmals kommt es mir so vor, als wäre Reisen eine Art Wettbewerb: Wer schafft es, innerhalb kürzester Zeit, am meisten von einem Ort zu sehen. Dabei geht meiner Meinung nach, die eigentliche Essenz des Reisens total verloren. Es wird zu einer Art «box ticking», dessen einziger Grund es ist so viele Sehenswürdigkeiten wie möglich von der Liste zu streichen. 

Dabei verliert man oftmals das aus den Augen, was wirklich zählt beim Reisen: Das Eintauchen in einer neue Kultur, einen neuen Ort mit allen Sinnen so wirklich aufzunehmen, Erinnerungen zu schaffen, die bleiben. Reisen ist kein Wettbewerb. Es geht nicht darum, wie viele Länder du schon gesehen hast, sondern wie du sie gesehen hast: Ob du präsent warst und jeden Augenblick aufgesogen hast, oder mit deinen Gedanken bereits am nächsten Ort warst. 

Ich denke die Sozialen Netzwerke haben diesen Trend zum «Schnellreisen» extrem beschleunigt. Immer wieder stösst man in Profilen auf Länderzählen: «80/195 countries visited» und so ähnlich. Das ist so ein Phänomen, dass ich eigentlich noch nie ganz verstanden hatte. 

Zumal auch diese Art zu Reisen extrem kräftezehrend sein kann: Man hetzt vom einen Ort zum nächsten, kaum ist man irgendwo angekommen, geht es auch schon weiter. Die meisten organisierten Gruppenreisen verdeutlichen das nochmal konkret: Mit dem Bus wird die Tourigruppe an einem Ort abgeladen, und eine halbe Stunde später wieder aufgesammelt, bevor auch schon die nächste Gruppe kommt. Alles ist auf die Minute genau durchgetaktet. Man fühlt sich dabei wie eine Herde Kühe, die von einem Ort zum nächsten gescheucht wird, immer schön dem Herdenleiter folgend. Das lässt kaum Raum, um einmal richtig durchzuatmen. Ob das wirklich Spass macht, ist fraglich. Das Einzige was man von einem Ort mitnimmt ist ein Foto. 

Diese Art zu reisen ist meiner Meinung nach auch ein Spiegelbild von unseren Lebensumständen: Bei 1-5 Wochen Urlaub pro Jahr bleibt nicht so viel Zeit fürs Reisen (glaubt man zumindest) und daher wird der Urlaub genauso durchgeplant, wie es sonst der Alltag ist. 

Dieses Spiel will ich nicht mitmachen. Ich will es anders machen, es zumindest versuchen anders zu machen. Daher appelliere ich für Slow Travel. Das Ziel dahinter: Zurück zum Ursprung zu finden, zu dem was das Reisen eigentlich ausmacht. Mehr Zeit an einem Ort verbringen, um die neue Umgebung auf sich wirken zu lassen. Dadurch auch mehr Zeit haben, sich für neue Erfahrungen zu öffnen: neue Menschen kennenzulernen, eine neue Kultur. Auch mal offen sein für das Ungewisse und nicht jede Minute verplant haben. Auch einfach mal irgendwo ankommen. Nicht auf die Uhr schauen zu müssen. Auch nicht das Gefühl haben zu müssen, jede Sehenswürdigkeit von der Liste abzuarbeiten, dann erschöpft und schweissgebadet in einen Bus vollgepackt mit Touristen fallen, sondern bewusst das zu machen, was einem auch wirklich interessiert. Und nicht einfach, um es mal gesehen zu haben. Im Moment zu leben, zu geniessen. Dieses Gefühl ungebändigter und purer Freiheit erleben. 

Aber es gibt noch ein anderer Grund, wieso ich langsameres und bewussteres Reisen befürworte. Der Massentourismus hinterlässt seine Spuren auch in der Umwelt. Der verantwortungslose Umgang mit seiner Umgebung prägt diese Art des Reisens. Achtlos werfen die Menschen ihren Abfall ins Gebüsch, trampen auf Korallenriffen rum und verlieren dabei jeglichen Respekt und Verbindung zur Natur.

Ich wünsche mir, dass Mensch wieder Reisen zu dem macht, was es eigentlich ist: Das Erkunden und Ergründen eines Ortes, und dabei einen respektvollen Umgang mit Natur wie Kultur zu pflegen. Sich wieder auf einen Ort einlassen, präsent zu sein und sich seine eigenen Erinnerungen schaffen.

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