Selbstliebe – Wie Man Sie Findet Und Ins Reine Mit Sich kommt

Selbstliebe ist derzeit ein großes Thema in den sozialen Medien. Und so ist es auch bei mir ein immer wiederkehrendes Thema – und auch ein wiederkehrendes Thema in diesem Adventskalender. Wieso Selbstliebe so wichtig ist, brauche ich dir wohl kaum nochmal zu erzählen. Mein Selbstwert und meine damit verbundene Selbstliebe waren früher nicht so ausgeprägt wie heute. Im Gegenteil. Es war und ist ein langer Weg, ein Weg den man auch lebenslang noch weiterführt. In diesem Beitrag will ich dir ein paar Tipps und Anstösse an die Hand geben, die dir helfen, deine Liebe zu dir selbst mehr zu nähren. 

Realistische Ziele setzen

Innerhalb eines Tages perfekt Klavier spielen lernen? Oder bis zum Ende der Woche fünf Sprachen fließend sprechen zu können? Kaum möglich. Hast du auch schon einmal daran gedacht, dass du vielleicht deine gesetzten Ziele einer Begutachtung unterziehen solltest? Dass es vielleicht nicht darum geht, dass du«versagst» oder dich nicht genug anstrengst, sondern dass deine Erwartungen an dich selbst vielleicht einfach viel zu hoch gesteckt sind?

Ich meine, es ist wichtig, sich selbst ein wenig herauszufordern, aber das bedeutet auch, dass man sich Ziele setzen sollte, die man realistischerweise auch erreichen kann - vorausgesetzt, man gibt sich genug Mühe und engagiert sich. Indem man seine Ziele vielleicht ein wenig anpasst, kann man schneller Erfolge feiern, die einem die Kraft geben, weiterzumachen. Es hilft daher seine Ziele runterzubrechen auf kleine Etappen.  

Vollkommen unvollkommen

Warum setzen wir unsere eigenen Erwartungen immer so hoch? Wir wollen in allem, was wir tun, perfekt sein. Es gibt ein bestimmtes Idealbild von uns, das wir uns vorstellen und das wir erreichen wollen. Und wenn wir diesem Ideal nicht gerecht werden, verlieren wir das Vertrauen in uns selbst. Wir haben das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Aber warum legen wir dieses Ideal nicht einfach beiseite und akzeptieren uns so, wie wir sind? Perfekt unvollkommen - denn perfekt ist sowieso langweilig. Sei also nicht zu hart zu dir selbst und gehe liebevoller mit dir um. Klar, dies ist viel einfacher gesagt als getan. Hier hilft es vielleicht auch deinen Medienkonsum zu überdenken: Wem du z.B. auf Instagram folgst oder allgemein die Menschen, mit denen du dich umgibst. Kreiere eine Umgebung, die dich gut fühlen lässt und die Authentizität und Unvollkommenheit zelebriert. 

Feiere deine Erfolge und lernen aus deinen «Misserfolgen»

Anstatt dich auf deine Schwächen und die Dinge, die nicht so gut gelaufen sind, zu konzentrieren, solltest du dich auf deine Stärken konzentrieren und diese feiern. Lerne aus «Misserfolgen» und akzeptiere deinevermeintlichen Schwächen, aber schenke ihnen nicht mehr Aufmerksamkeit als deinen Stärken. Nähre dichvon deinen Erfolgen, denn diese geben dir die Kraft und das Selbstvertrauen, mit dem, was du tust, weiterzumachen. Und denke immer daran, dass es sowas wie «Misserfolge» nicht gibt: Denn auch diese bringen dich weiter im Leben und lassen dich wachsen. 

Vergebe dir selbst

Menschen, die akzeptieren, dass sie nicht perfekt sein müssen, sind auch freundlicher zu sich selbst. Nach einem «Misserfolg» bleiben sie nicht an ihm hängen, sondern machen schnell weiter. Sie erkennen an, dass es menschlich ist, Fehler zu machen, und sie sind freundlicher zu sich selbst. Mit sich selbst achtsam umzugehen bedeutet auch, dass man sich selbst verzeihen kann und sollte – um loslassen zu können. Ich habe mich früher so sehr über mich selbst geärgert, dass ich mich tagelang mit Selbsthass bestraft habe. Aber wozu? Wir können doch auch anderen verzeihen, warum glauben wir also, dass wir nicht das Recht haben, und selbst zu verzeihen?

Hör auf, dich mit anderen zu vergleichen

Ich weiß, es ist schwer, sich nicht mit anderen zu vergleichen. Aber das Problem beim Vergleichen ist, dass du immer jemanden finden wirst, der schlauer, besser aussehend oder dünner ist als du. Vergleiche machen keinen Sinn, weil man sich mit jemandem vergleicht, der sich oft in einem völlig anderen Kontext, einer anderen Lebensphase und generell anderen Lebensumständen befindet. Da der Vergleich nur an der Oberfläche stattfindet, neigen wir auch dazu, uns auf die Aspekte zu versteifen, in denen wir unser Gegenüber für überlegen halten. Stellen dir einmal vor, eine Hummel würde sich mit einer Biene vergleichen. Sie würde wahrscheinlich nur deprimiert sein, weil sie feststellen würde, dass eine Biene schneller fliegen kann, effizienter, dünner und geschickter ist, weil sie Honig produzieren kann. Der Mensch ist mindestens so vielfältig und unterschiedlich wie Bienen und Hummeln. Es macht also keinen Sinn, sich mit anderen zu vergleichen, denn als Individuen sind wir alle mit einzigartigen Fähigkeiten ausgestattet. Es gibt niemanden, mit dem du dich messen kannst oder solltest ausser du selbst.

Lernen dich selbst kennen und finde deinen Weg

Es hat lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, was ich im Leben machen will. Am Ende habe ich dreimal das Studium gewechselt und war mit dem, was ich tat, nicht sehr zufrieden. Ich habe festgestellt, dass ich umso selbstbewusster wurde, je besser ich mich selbst kennen lernte und je mehr ich wusste, was ich im Leben wollte. Und desto mehr Selbstliebe konnte ich daraus ziehen. Es hat Jahre gedauert, und ich bin immer noch dabei, zu lernen und zu erforschen, aber ich rate dir dringend, Geduld mit dir selbst zu haben. Wenn du herausfindest, was du liebst, bekommst du Orientierung und Entschlossenheit, um das Leben und denjenigen zu lieben, der dafür verantwortlich ist: Dich.

Sei achtsamer und empfänglicher

Was Menschen mit einem guten Mass an Selbstliebe gemeinsam haben, ist, dass sie für ihre Bedürfnisse empfänglich sind und auf sich selbst hören. Sie sind achtsamer. Wenn ihr Körper Warnsignale für Stress und Müdigkeit aussendet, ignorieren sie diese nicht. Sie hören auf ihren Körper und reagieren entsprechend. Weil sie sich um ihr eigenes Wohlbefinden sorgen. Und wie soll man in der Selbstliebe wachsen, wenn man sich selbst nicht den Respekt und die Fürsorge schenkt, die man verdient? Sich selbst zu lieben bedeutet auch, dass du deine Grenzen kennst und weisst, wie weit diese gehen können. Hören außerdem immer auf deineGefühle - unterdrücken sie nicht, sondern lass sie zu Wort kommen.

Geh auf Reisen, sieh dir die Welt an

Etwas, das mein Selbstvertrauen enorm gestärkt hat, war, als ich beschloss, selbst auf Reisen zu gehen. Das erfordert anfangs Mut, ist aber sehr lohnend, wenn man erst einmal unterwegs ist. Wenn man ganz allein unterwegs ist (zumindest zu Beginn der Reise), wird einem klar, zu welch großartigen Leistungen man fähig ist, wenn man allein unterwegs ist. Du musst dir selbst voll und ganz vertrauen und wirst dich dabei selbst besser kennen lernen. Aber das Gefühl, dass du die volle Verantwortung trägst, dass du entscheidest, wohin du gehst und was du tust, ist sehr ermutigend und unbezahlbar.

Sei nett zu anderen

Ich glaube, dass die Liebe und der Respekt, den man anderen entgegenbringt, sich direkt in der Liebe zu sich selbst widerspiegelt. Das gängige Sprichwort lautet: "Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden möchtest" bringt es auf den Punkt. Du kannst nicht erwarten, dass andere dich schätzen und respektieren, wenn du sie nicht respektierst. Ich stelle oft fest, dass an Tagen, an denen ich mit einer positiveren und offeneren Einstellung aus dem Haus gehe, zum Beispiel Fremde anlächle und anderen Komplimente mache, sich meine Stimmung sofort hebt und ich mit mehr Selbstvertrauen herumlaufe. Das gibt mir Kraft und zeigt sich letztlich in einer größeren Selbstliebe, die von einer positiven Einstellung herrührt, die man in die Welt hinausträgt. 

Das waren also meine Tipps. Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, dir ein gewisses Verständnis dafür zu vermitteln, wie du zu einem selbstliebenderen Menschen werden kannst. Selbstliebe ist ein sehr wichtiges Geschenk und ich möchte an dieser Stelle nochmal erwähnen, dass Selbstliebe ein fortlaufender Prozess ist. Wir wachsen jeden Tag unseres Lebens und mit jedem Tag werden wir mit neuen Herausforderungen und Situationen konfrontiert. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es vielleicht Tage gibt, an denen man sich unsicher fühlt und ein geringes Selbstwertgefühl hat. Das ist in Ordnung, wir alle haben solche Tage. Das Einfachste, was man dann tun kann, ist, diese Tage und Gefühle zu akzeptieren und sich daran zu erinnern, dass Selbstliebe eine fortschreitende Arbeit ist. Selbstliebe braucht immer etwas Arbeit, um weiter zu wachsen, aber es ist ein Weg, der nicht nur erstrebenswert ist - er ist lebenswichtig.

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